Liebesgeschichten und Heiratssachen

Wie so häufig – nicht nur bei Nestroy – geht’s ums liebe Geld und um die Gier des Menschen danach – und nicht um die Liebe, wie einem immer vorgegaukelt wird. In Nestroys satirischer Verwechslungskomödie um den Neureichen Florian Fett bleibt die Liebe große Illusion.

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Der Hochstapler Nebel will reich heiraten und schleicht sich in die gar nicht so noble Familie des Herrn Fett ein, eines ehemaligen Fleischselchers, der es zum Schlossherren gebracht hat und der von dem Nebel ausgesprochen angetan ist. Die Liebe führt im Hause Fett zu Irrungen und Wirrungen. Fetts Tochter Fanny ist in den Kaufmannssohn Anton verliebt, Ulrike, eine entfernte Verwandte, liebt den scheinbar mittellosen Alfred, und der „Viechkerl“ Nebel hat ein Auge geworfen auf Lucia Distel, die vermögende Schwägerin des Hausherrn. Doch die amourösen Eskapaden werden von Fett durchkreuzt und seinen wirtschaftlichen Interessen unterworfen: Aus verblasenen Liebesgeschichten sollen handfeste Heiratssachen werden. Fetts erklärtes Ziel ist es, sein Vermögen zu vermehren. Der Parvenü ist nicht allein mit seiner Gier – Nebel, der sich selbstgefällig zu seiner Schuftigkeit bekennt, durchschaut die Gesetze dieser Gesellschaft und bedient sich rücksichtslos ihrer Mechanismen.

 

“Der Abend nimmt in der von Ausstatterin Christin Treunert hervorragend genutzten Drehbühne Geschwindigkeit auf. Der Biedermeier-Pomp zieht bis zum Wirtshaus-Elend gleiche grau-düstere Kreise. Kultur war schon bei Nestroy nicht käuflich. Im besten Fall entspringt sie, sofern Bildung und Menschlichkeit aufeinandertreffen. Bildungsferne und Gier verursachen zuverlässig das Gegenteil.

Fazit: Ein Nestroy-Abend wie er sein soll, ohne verkrampfte Aktualisierung – mit einem Ensemble in blendender Spiellaune.” (OÖN)

Die ganze Kritik unter

https://www.nachrichten.at/kultur/schliesslich-vastummt-s-das-depperte-denken-is-wirklich-was-dumm-s;art16,3655956

 

Im Blühbeet der Eitelkeiten
Nestroy-Posse „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ am Schauspielhaus.  Die Inszenierung durch Dominique Schnizer wühlt in Gefühlsschlacken, spitzt Gipfel der Gemeinheiten zu und zieht puncto Derbheit viele Register.

Schlachterfranzösisch und Wienerherz

Nestroy schuf mit seiner Posse ein großes Gruselkabinett der menschlichen Eitelkeiten und Schnizer weiß es mit seiner Regie geschickt zu bedienen. Er schickt Christian Higer als derben Superreichen mit Schlachterfranzösisch ins modrige Blühbeet der Nestroytypen, in dem auch Eva-Maria Aichner als Dame und Lorena Emmi Mayer als Tochter wunderbar gedeihen. Jan Nikolaus Cerha glaubt als aalglatter Nebel alles unter Kontrolle zu haben. Ein Spottstück, das nie an Aussagekraft durch eine große Weisheit verlieren wird: Erst das Geld, dann die Moral!

(Neue Kronenzeitung)

 

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  • Theater Landestheater Linz
  • Regie Dominique Schnizer
  • Bühne und Kostüm Christin Treunert
  • Musik Joachim Werner
  • Dramaturgie Andreas Erdmann
  • Fotos Petra Moser/Herwig Prammer
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